Johann Heinrich Everz wurde
am 9. Juni 1882 in Lippstadt geboren. Sein Vater betrieb
dort eine große Gärtnerei und nannte sich „Kunstgärtner".
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Foto:
Walterbusch |
Heinrich Everz war das älteste von drei Kindern.
Der Beruf des Gärtners, den seine Vorfahren über viele
Generationen ausübten - das Züchten und Pflanzen von
Blumen, das Anlegen von Gärten und Parkanlagen: das bewahrende,
pflegerische Denken und Handeln - hat den Jungen geprägt.
Mit Stolz gedachte er später seines Großvaters
Josef Uhlenbruck (Stenern 1799 - Lippstadt 1889), der ab 1820
Schlossgärtner auf verschiedenen Schlössern Westfalens
und der Rheinlande gewesen war und „durch die vielfältigen
Mittel der Gartenkunst Burgen und Schlösser in so herrliche
Fleckchen Erde verwandelt hatte." In den Schlossgärtnereien
von Gemen bis Darfeld, Steinfurt und Surenburg bei Riesenbeck,
die er auf seinen jährlichen „Burgenwanderungen“
im Spätsommer besuchte, war er stets ein gern gesehener Gast,
weil er aus seiner ledernen Umhängetasche immer neue Pflanzensamen
und Ableger von Blumennovitäten verteilte.
Nach dem Tode des Vaters, Johannes Everz, im Jahre 1891 zog die
Mutter mit den drei Kindern nach Coesfeld, wo sie eine Pension
für Gymnasiasten eröffnete. 1896 trat Heinrich Everz
nach der Schule als Kontoristenlehrling bei der Buntfärberei
und Weberei Crone in Coesfeld ein. Eine ordentliche Berufsausbildung
und ein Beruf, der eine Familie ernähren konnte, waren Ziel
und Wunsch von Mutter und Sohn. 1912 heiratete Heinrich Everz
die 1884 in Lüdinghausen geborene Johanna Brüning. Aus
dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, drei starben im Kleinkindalter,
ein Sohn fiel im Zweiten Weltkrieg in Russland.
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Herten
Schlossgarten |
Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Heinrich
Everz mit ganzem Herzen beim Wiederaufbau des stark zerstörten
Coesfeld. Als Erster Vorsitzender des Coesfelder Heimatvereins
war er bis 1958 unermüdlich tätig, für den Wiederaufbau,
die Rettung oder Restaurierung der Kirchen, der Tore und Türme,
der alten markanten Bauwerke seiner Heimatstadt zu werben.
Die Stadt Coesfeld hat Heinrich Everz auf diesem
Gebiet sehr viel zu verdanken. Aus dem Heimatkünstler war
ein Streiter für die Heimat geworden, und man hörte
auf ihn. 1962 wurde ihm für diese besonderen Verdienste das
"Verdienstkreuz am Bande" des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschlands verliehen.
Seine größten Erfolge wurden Heinrich
Everz in den Jahren zwischen 1920 und 1940 zuteil. Doch auch nach
dem Zweiten Weltkrieg erfuhr sein Werk erneute Zuwendung, in ganz
besonderer Weise von denen, die in dem halben Jahrzehnt der grausamsten
Zerstörung Deutschlands erlitten hatten, was Verlust von
Hab und Gut, eigen Haus und Hof, Grund und Boden, von Familie,
Verwandtschaft und Umgebung - kurz: was der Verlust der Heimat
bedeutete. So war der Bekanntheitsgrad und der Ruhm des „Volkskünstlers“
Heinrich Everz auch dann noch ungebrochen, als er in hohem Alter
seltener zum Schneidemesser griff und sich seine Tochter, sein
Schwiegersohn und deren Kinder aufgefordert sahen, der weiterhin
regen Nachfrage nach Everz- Holzschnitten durch „Handabzüge
vom originalen Holzstock" zu begegnen. Diesem Bedürfnis
aus weiten Kreisen der westfälischen Bevölkerung wird
auch heute immer noch entsprochen.
Bis ins hohe Alter haben sich Heinrich Everz
und seine Frau, die in Coesfeld liebevoll „Mutter Everz"
genannt wurde, in der Kettelerstraße ein gastfreundliches
Haus bewahrt, in dem Künstlerkollegen, Schriftsteller, Kunstkritiker
und Heimatfreunde frohe Stunden verlebten, bei denen westfälische
Gemütlichkeit und Gemütstiefe den Ton angaben.
Das Erbe Heinrich Everz wird auch heute noch von seinem Enkel
Thomas Wüllner in der Kettelerstraße bewahrt.
Heinrich Everz starb am 7. März 1967 im Alter von 85 Jahren.
In seinen Holzschnitten aber lebt er weiter.
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Herbstag in Coesfeld am
Berg |
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Feierabend am Niederrhein
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